Wie weit ist die Digitalisierung der schriftlichen Überlieferung fortgeschritten? (3) – Fokus Zeitschriften
Wie viele aktuellen Periodika erscheinen ausschließlich in gedruckter Form ohne Online-Pendant?
Die Zeitschriften-Datenbank (ZDB), die alles verzeichnet, was periodisch erscheint und in deutschen und österreichischen Bibliotheken nachzuweisen ist, umfasst 2,1 Mio. Titel.[1] Der Bestand setzt sich am Jahresende 2024 folgendermaßen zusammen:
Periodika | Anzahl | Prozentanteil |
Print-Titel insgesamt | 1.800.000 | 85,7 % |
– Print mit paralleler Online-Ausgabe | 115.000 | |
– Print ohne parallele Online-Ausgabe | 1.680.000 | |
– Print ohne Online-Ausgabe (fortlaufend) | 490.000 | |
Online-Titel | 324.000 | 15,4 % |
Gesamtbestand | 2.124.000 | 100 % |

Die Gruppe der fortlaufenden Print-Titel ohne Online-Pendant lässt sich in folgende Fächergruppen nach DDC-Klassifikation aufteilen:
DDC-Sachgruppe | Anzahl Datensätze | Anteil in % | |
000 Allgemeines, Informatik, Informationswissenschaft | 85.483 | 17,46% | ██████████ |
100 Philosophie und Psychologie | 7.319 | 1,50% | █ |
200 Religion | 20.063 | 4,10% | ██ |
300 Sozialwissenschaften | 136.631 | 27,91% | ███████████████ |
400 Sprache | 6.291 | 1,29% | █ |
500 Naturwissenschaften und Mathematik | 32.818 | 6,70% | ████ |
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften | 73.197 | 14,95% | ████████ |
700 Künste und Unterhaltung | 33.321 | 6,81% | ████ |
800 Literatur | 30.174 | 6,16% | ████ |
900 Geschichte und Geografie | 41.152 | 8,41% | █████ |
B Belletristik | 289 | 0,06% | ░ |
K Kinder- und Jugendliteratur | 1.403 | 0,29% | ░ |
S Schulbücher | 117 | 0,02% | ░ |
Keine Angabe | 21.410 | 4,37% | ██ |
Summe | 489.668 | 100% |
In der Gruppe der laufenden sozialwissenschaftlichen Periodika gibt es also die meisten Print-Titel ohne Online-Pendant.
Die Durchsicht der Titellisten führt zu der Vermutung, dass ein Großteil dieser Zeitschriften in Wirklichkeit nicht mehr fortlaufend erscheint. Sie hat nur keinen Abschlussvermerk erhalten. Das Gleiche kann auch für die Online-Zeitschriften zutreffen – wohl aber in geringerem Maße, weil sie jüngeren Datums sind.
Cum grano salis kann man also sagen: Ein Sechstel bis ein Fünftel der von den Bibliotheken gehaltenen aktuellen Periodika erscheint ausschließlich in gedruckter Form ohne Online-Pendant. Dazu zählen z. B. für die führenden Literaturzeitschriften in Deutschland, z. B. Sinn und Form, Akzente, Die Horen und wissenschaftliche Zeitschriften wie Musiktheorie, Forum Kirchenmusik, Schopenhauer-Jahrbuch, Das Münster – Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, Chiesa e storia, Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Die Gartenkunst, die Buchreihe Alter Orient und Altes Testament usw. Diese und viele andere wissenschaftliche oder wissenschaftlich relevante Zeitschriften oder Serien gibt es nur gedruckt.
Fazit: Im Periodika-Bereich ist noch längst nicht alles, was wissenschaftliche Bibliotheken brauchen, online verfügbar.
Die ersten beiden Folgen von Wie weit ist die Digitalisierung der schriftlichen Überlieferung fortgeschritten? erschienen am 10.1.2022 (https://doi.org/10.58079/lyth) und am 17.1.2022 (https://doi.org/10.58079/lyti)
[1] Für die entsprechenden Daten und freundliche Auskunft bedanke ich mich bei Silke Sewing von der ZDB-Redaktion.
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Michael Knoche (17. März 2025). Wie weit ist die Digitalisierung der schriftlichen Überlieferung fortgeschritten? (3) – Fokus Zeitschriften. Aus der Forschungsbibliothek Krekelborn. Abgerufen am 21. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/13hrh
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